Mein „Scafo“ vor seinem Unterschlupf
Scafo „oben ohne“
Die Überschrift der Seite verspricht Emotionen. Diese Emotionen auch nur ansatzweise an den Leser zu transportieren ist die Schwierigkeit. Ich habe mir Anfang 2013 einen Traum erfüllt, und einen Porsche Boxster erworben. Nach der Erfüllung vieler anderer (Lebens-) Träume – und ich fühle mich nach den langen Jahren der Suche und des Findens wirklich privilegiert – war der Kauf dieses Automobils, welches in Zuffenhausen entwickelt und in Finnland gebaut wurde, eine Art Ende der Fahnenstange. Einer Fahnenstange, die steil nach oben zeigt.
Ich möchte nachfolgend hier meinen Blog einstellen, den ich in 2013 auf „PFF.de“ veröffentlicht habe. Es handelt sich um die letzten 40 Tage, bevor die Saison (04 – 09) beginnt. Die Leiden, Hoffnungen und Erwartungshaltungen. Ich hatte meinen Boxster im Januar 2013 erworben und am 9. März 2013 im PZ Augsburg abgeholt. Ich habe damals durchweg positive Resonanz auf meine Aufzeichnungen erhalten. Viel Spaß bei der Lektüre oder eben gepflegte Langeweile…
40 Tage Fastenzeit – oder: wann kommt denn endlich der Osterhase?
20.02.2013 – 40/001 Noch vierzig Tage Fasten, dann ist es soweit. Meine erste Saison als Porsche-Eigner beginnt. Und es wird eine ganz besondere Zeit für mich. Ich werde bis zum 1. April täglich über meine Gefühle und Befindlichkeiten berichten – vielleicht beginne ich schon heute Abend. Denn seit dem Erwerb meines Boxster im Porsche Zentrum Augsburg Mitte Januar hat sich natürlich einiges verändert – bei und in mir.
20.02.2013 – 40/002 Ich muss jetzt erst einmal ein bisschen ausholen. Von der Vision zur Verfestigung nach Infizierung, bis zur Umsetzung sind gute zweieinhalb Jahre vergangen. Keine Spontanentscheidung. Spontan geht anders. Ich bin mir durchaus bewusst, dass entsprechende Gefühle schon hundertfach und mehr beschrieben wurden. Immer in anderen Ausprägungen. Doch – und gerade – am Ende des Tages geht es immer nur um eine Sache: Emotion. Bei mir ist es Liebe auf den 3. Blick – aber halt, ein bisschen Geduld ist notwendig, um es zu verstehen. Morgen mehr.
21.02.2013 – 39/003 Meine erste halbwegs erwachsene Annäherung an Sportwagen fand in den späten siebziger Jahren statt. Mein Inbegriff von Sportwagen war damals der Ferrari 308 (GTB), später der 328 (GTB und GTS) – natürlich in ‚Rosso Corsa‘. Kulissenschaltung, jede Menge Power, italienisches, testosterongesteuertes Styling. Die „Cavallino rampante“ aus Modena Maranello machten für mich damals aus Buben Männer. Stichwort Magnum – und ich meine nicht das Eis. E basta! Porsche war damals übrigens durchaus vorhanden in meiner Welt der sportlichen Autos. Aber: damals für mich einfach nur Krach erzeugende, sägende Boxermotoren mit modifizierten 901-Karossen drum herum. Sorry folks!
21.02.2013 – 39/004 Kurze Zeit später kam noch die Corvette „Stingray“ dazu. Ein Fußballkollege von mir fuhr so einen „Stachelrochen“. Der hatte auch jede Menge (Achtung! Wortneuschöpfung!) testosteroide Ausstrahlung und er war schwarz. Ein geiles Teil mit einem Hammersound. Der Porsche als Sportgerät reinsten Wassers kam erstmals Mitte der Achtziger des vergangenen Jahrhunderts über mich. In Form eines mattschwarzen 930 Turbo. 300 PS, Vmax 262 km/h. Tief, breit, hart. Mit ausladendem Geflügel. Und wirklich schnell. Ich durfte einmal mitfahren. Danach war ich beeindruckt, aber auch ein wenig verunsichert, um nicht zu sagen verängstigt, wie viel urgewaltige Kraft einem Automobil doch innewohnen kann. Aber ich war zu dieser Zeit weit davon entfernt, auch nur im geringsten Maße mit irgendetwas infiziert zu sein, einen Porsche-spezifischen Virus konnte ich weder an noch in mir verspüren.
21.02.2013 – 39/005 Okay, in dieser Dekade stand ich auch irgendwie mehr auf den Stern Bezeichnung 280 SL (R107). Damit war Mann/Frau auch schon flott unterwegs, es saß sich gediegen und vor allen Dingen offen in dem ‚Roadster‘ aus S-Untertürkheim. Es folgte eine Phase, in der ich mich jedoch keinerlei Illusionen hingab hinsichtlich des Eigentums an einem der vorher genannten Fahrzeuge, denn sie waren einfach in einer für mich weit entfernten Preisklasse angesiedelt. Ich bewegte mich, und bewege mich auch heute noch, sehr sicher und souverän in der Klasse der Fortbewegungsmittel aus Wolfsburg, gemeinhin als „Brot-und-Butter-Autos“ (außer Touareg und Phaeton) bekannt. Mein Mikrokosmos sind die Lupos, Polos, Gölfe und Passats dieser Welt, mit Touran und Sharan kenne ich mich ebenfalls zur Genüge aus. People are people, so why should it be – You and I should get along so awfully…
21.02.2013 – 39/006 Bevor ich mich jetzt aber in meiner kleinen Zeitreise in den Neunzigern und später verirre, möchte ich langsam aber sicher in Richtung diesem einen Tag in meinem zeitgeschichtlichen Dasein surfen, der alles, aber wirklich alles verändert hat.
Es war an einem Spätsommermorgen im August 2010. Ich glaube, es war ein Freitag, als ich wie jeden Morgen kurz vor acht Uhr in Limburg-Süd auf die A3 Richtung Frankfurt auffuhr. Die A3 ist an dieser Stelle der Ausgang einer lang gezogenen Linkskurve mit ca. 40°bis 45°. Wer die Auffahrt LM-Süd kennt, weiß, wovon ich rede. Als ich bei der Einfahrt auf die Autobahn die drei Fahrspuren einsehen konnte, passierte es. In einem Abstand von wirklich Bruchteilen von Zehntelsekunden sah ich auf der linken Spur (wo sonst?) ein schwarzes oder dunkelgraues Coupé durch diese Kurve fliegen. Ungelogen, ich habe sofort erkannt, noch bevor sich der Sound einen Weg durch meine Gehörgänge in die bei mir dafür zuständigen Gehirnwindungen bahnen konnte (Licht ist eben schneller als Schall), dass das definitiv ein Porsche Cayman war. Und dann kam der Sound bei mir an. Er war laut und dominant und fordernd. Und dann hat es bei mir „Klick“ gemacht. Innerhalb einer Zehntelsekunde hat sich meine Herzfrequenz erhöht, ich wusste nicht, was mit mir los ist. Außer: das war „WOW“, das war so geil, das war Rock n Roll, das war AC/DC ohne Steckdose. Ich hatte für Sekundenbruchteile Adrenalin 180 (mindestens). Wie es weiterging: demnächst…
22.02.2013 – 38/007 Als ich auf die Autobahn auffuhr, wirkte in mir noch dieser Cocktail aus allen erdenklichen Glückshormonen, der bei dieser Begegnung der besonderen Art in mir umgekippt war. Der Cayman war aber schon längst weg. Ich wusste das in diesem Moment gar nicht so richtig einzuordnen. Ich dachte noch einige Male an diesem Tag an dieses Erlebnis, welches ich hier und heute als Schlüsselerlebnis bezeichnen möchte. Ich beschloss, mich nun intensiv um das Thema Porsche und im speziellen um das Thema Cayman zu kümmern.
22.02.2013 – 38/008 Fortan freute ich mich morgens auf den Teil des Weges zu meiner Arbeitsstelle, der mich für Sekunden am Porsche-Zentrum in Limburg vorbeifahren ließ. Besonders erfreut war ich (irgendwie paradox, aber den Tatsachen entsprechend), wenn die Ampel vor dem PZ auf „Rot“ schaltete. Einige, wenige Sekunden des träumenden Verweilens mit Blick auf die sich zu diesem Zeitpunkt noch in völlig anderen Erreichbarkeitsgalaxien bewegenden Boliden aus Zuffenhausen. Und jetzt mal ungelogen: Jedes Mal, wenn ich an dieser Stelle vorbei kam, hatte ich einen erhöhten Puls. Ich konnte es mir jedoch nicht vorstellen, jemals diese Grenze, und einfach mal die Schwelle dieser Kathedrale des Unerreichbaren zu überschreiten, und dort ganz unverbindlich herumzulungern. Bei VW einige hundert Meter weiter war das kein Problem, da kannte ich die halbe Belegschaft nach diversen Fahrzeugbeschaffungsmaßnahmen. Zwischen Wolfsburg und Zuffenhausen liegt in Limburg noch eine ganz eigene Welt: Ingolstadt, sprich: Das Audi-Zentrum. Wer diesen Ort betritt, wird von einer kühlen, etwas distanzierten, aber doch nie wirklich unfreundlichen Sachlichkeit empfangen, dass man unweigerlich versucht ist, leicht fröstelnd den Reißverschluss seiner Jacke etwas höher zu ziehen. War und ist nicht meine Welt. Wie sollte das erst sein, wenn man die Geschäftsräume des Sportwagenzentrums Limburg betreten würde? Ich befürchtete, die geschulten Augen des aus meiner Sicht privilegierten Mitarbeiterstabs des PZ würden einen Zeitgenossen der Marke „maximal Passat-Fahrer“ (also mich) in Sekundenbruchteilen gescannt und taxiert haben, und in die „Brot-und-Butter-Klasse“ ein paar Meter die Straße runter wegsortieren. Ergo, mich freundlich aber bestimmt aus dem Ausstellungsraum komplimentieren. Es kam jedoch ganz anders…
23.02.2013 – 37/009 Hier jedoch ein kleiner Zwischenruf. Bei all den Gefühlen, geprägt von Faszination, Euphorie, Selbstzweifeln usw. gibt es eine Inkonstante. Unsere Frauen. Ja, deine Frau ist und bleibt ein extrem wichtiger Faktor im Hinblick auf die Intensivierung deiner Interessen an Boxer-Motoren und das ganze Drumherum. Ohne deine Frau geht nix in diesem Entscheidungsprozess. Wenn das dann mal klar ist, hast du nur noch diese eine Klippe zu umschiffen. Okay, die Entscheidung ist vom eigentlichen CEO (also von mir) bereits getroffen. Jetzt gilt es, ein geeignetes Zeitfenster zu finden. Und: wir benötigen eine, gefühlt intern abgestimmte, einstimmige Entscheidung pPa (nicht ppa. – Hallo, ihr Entscheider und Funktionsträger da draußen!), pPa = pro Porsche asap („asap“ = as soon as possible). Es ist in der Tat manchmal ein etwas mühsamer Vorgang, der in letzter Instanz dann doch zu etwas führt, das so klingt wie: „Na ja, wenn du das brauchst, dann mach‘ doch.“ Dieser Satz setzt im Bittsteller etwas Wunderbares frei und löst gleichsam Choräle aus: „HALLELUJAH! HALLELUJAH! HALLELUJAH! HALLEEEELUUUJAH!“ Lobet den Herrn! Es gibt sie, die Dreifaltigkeit, ich weiß es. Und bin. Infiziert. Mit etwas, das nur möglich ist, wenn in etwa die Chance besteht, das eigentlich Unmögliche möglich werden zu lassen. Amen. Beziehungsweise: Danke!
24.02.2013 – 36/010 Bevor es aber zu der finalen Entscheidung kommt, befindet sich der geneigte Porsche Aficionado in einem diffusen Zustand des Hoffen und Bangen, gepaart mit einer Mischung aus Unbehagen, Ungewissheit und Verlangen. Es wird im Internet recherchiert, es werden hunderte von Fotos von gebrauchten Porsche, die in den PZ warten, endlich aus ihrem Unruhestand befreit zu werden, runtergeladen, es wird das „Kopfschüttel-Thema Nr. 1“ („Ich brauche so was nicht, für was brauchst du so was?“) immer und immer wieder bei Tisch, abends auf der Couch, oder an noch ganz anderen Stellen und zu artverwandten Gelegenheiten thematisiert. Denn merke: Steter Tropfen höhlt den Stein. Ergänzend wird eher beiläufig „Literatur“ angeschafft, in Form von Büchern, Magazinen oder – immer wieder gut zum Schmökern und auf die nächste Landstraße Wegträumen – die Kataloge der Porsche AG incl. Datenheften. Ja, schon klar, das erzeugt wieder dieses leichte, angedeutete Kopfschütteln, wenn man seine persönlichen, für die Begleiterin durchs Leben eher nervigen Duftmarken setzt, in dem man die diversen Publikationen an exponierten Stellen in verschiedensten Räumen, auffällig unauffällig herumliegen lässt. Ich glaube, irgendwann abends auf der Couch beim Bearbeiten des iPad hatte ich auf Youtube zum x-ten Mal eines der einschlägigen Videos über Soundmuster diverser Klappenanlagen mit erträglicher, doch unüberhörbarer Lautstärke laufen lassen. Und an den entscheidenden, für mich immer wieder berührenden Momenten laut und vernehmlich geseufzt… Das wirkt, sage ich Euch. Zwar erst nach dem gefühlten dreißigsten Mal, aber es wirkt. Irgendwann will die Holde dann auch mal gucken – und hören und spüren. Und vielleicht auch ein zweites Mal. Dann ist die erste Basisstation des Achttausenders erreicht und es können demnächst neue Höhen erklommen werden.
25.02.2013 – 35/011 Es sind nur noch 35 Tage bis Ostermontag, sprich 1. April, und unser Schätzchen steht immer noch in Augsburg. Ich weiß noch nicht, wie ich es hinkriegen soll, da ich unter der Woche keinen Urlaub nehmen kann, und das PZ an einem Samstag ungern ausliefert. Ich habe derzeit keine Idee, wie das zu lösen sein wird. Ich befürchte, es wird doch April werden, bis mein „Scafo“ endlich Richtung neue Heimat rollen kann. Hoffentlich geht es ihm gut im PZ Augsburg…
25.02.2013 – 35/012 Ich hatte lange überlegt, wie ich meinen „Scafo“ nach Hause holen kann. Option 1: Überführungskennzeichen drauf und los. Samstag den 2. Feb den Boxster in Gersthofen abholen. Pustekuchen, Samstag nie, da viele Gesprächstermine und nur eine halbe Verkaufsmannschaft – Aussage der freundlichen Disponentin im PZ. Option 2: Saisonkennzeichen von März bis September. Im März haben wir aber oftmals noch so viel Schnee und Non-Roadster Wetter, diese Option wurde verworfen. Ich werde mir eine EVN für das Saisonkennzeichen 04-09 bestellen und gut ist. Ich denke, die anvisierten sechs Monate reichen aus, um viel Spaß zu haben. Und ab Oktober fiebert man dann wieder auf April. Und kann die Vorfreude wachsen lassen…
26.02.2013 – 34/013 Ich möchte noch einmal auf meine vorsichtige Annäherung an das PZ in Limburg zurückkommen. Beim morgendlichen Vorbeifahren und träumerischen Schwelgen blieb es natürlich nicht. Irgendwann im Frühjahr 2011 parkte ich einmal abends auf dem Nachhauseweg zwischen Porsche und Audi und schlenderte scheinbar zufällig Richtung der draußen ausgestellten Gebrauchtboliden aus Zuffenhausen. Es gab einige Caymane und einige Boxster und auch einen schicken, aber letztlich preislich jenseits von Gut und Böse angesiedelten 997. Ich dachte mir noch: was hier doch für Werte draußen stehen. Mein primäres Interesse galt zu diesem Zeitpunkt jedoch dem Cayman. Mein Traum-Schnappi war damals einer in „speedgelb“ (heute heißt es wohl „racinggelb“), ein 987 S vFL mit den Serienfelgen. Genauso ein Exemplar stand dort. Ich kann es nur immer wieder betonen, dass ich ganz merkwürdige Gefühle bekam, als ich um das Objekt meiner damaligen automobilen Begierde drum herum kroch. Was mir auffiel: die Dinger sind verdammt flach. Wie kommt man mit Fünfzig, nicht der Kürzeste und auch kein Weltergewicht, da rein? Und viel wichtiger, auch wieder raus? Na ja, soweit war es noch lange nicht, als dass ich mir darüber wirklich ernsthaft Gedanken hätte machen müssen. Wo ein Wille ist, ist auch ein Flaschenzug. Vorerst blieb es ja beim schüchternen Augenkontakt zwischen mir und dem gelben Speedy. Nach der Lektüre von „Alter Sack was nun“ Jahre später wurde ich bestärkt in meinen Gefühlen und in meinem Entschluss. Aber das ist wieder eine ganz andere Geschichte.
27.02.2013 – 33/014 Heute ganz kurz: das PZ A hat sich gemeldet und es kribbelt. Habe heute Abend am PZ LM angehalten und mir die draußen stehenden Boxster angeschaut. Nur 987 FL, alle nicht so geil wie mein „Scafo“ in Augsburg. Morgen, spätestens übermorgen mehr.
01.03.2013 – 31/015 Ich habe heute den Abholtermin mit dem PZ in Gersthofen klargemacht: Samstag in einer Woche kommt unser Schätzchen nach Hause, endlich. Hoffentlich hält die Wettervorhersage, was sie verspricht.
01.03.2013 – 31/016 In meinen bisherigen Schilderungen über die Annäherung an den Gedanken, das PZ in Limburg auch einmal persönlich zu betreten und was damit einhergehen könnte, war ich ja noch nicht weiter gekommen, als meine Umrundungen der draußen abgestellten Wertobjekte zu beschreiben. Irgendwann kam der Tag einer Präsentation. Als ich an einem Freitagabend in 2011 (es muss Februar oder März gewesen sein) auf dem Nachhauseweg gegen 20.00 Uhr am PZ LM vorbeikam, war noch alles hell erleuchtet und es waren auch einige Leute im Ausstellungsraum unterwegs. Außerdem waren weißbezogene Bistrotische zu erkennen. Da war noch etwas los, das war unschwer zu erkennen. Ich beschloss, zu Hause angekommen, sofort in die Recherche zu gehen. Und siehe da, ich wurde schnell fündig. Es handelte sich um die Präsentation des Cayman FL. Beim Auto-Bach wird zu solchen Anlässen immer Freitagabend die Stammklientel eingeladen und am Samstag lässt man den Rest der Welt vor. Ich bin Samstag hingegangen. Habe meinen Cross Golf in angemessener Entfernung ein gutes Stück weiter geparkt (man muss sich ja nicht sofort als automobiler Leichtmatrose outen), um vor steigender Spannung leicht frierend den letzten Gang vor dem erstmaligen Betreten der „Heiligen Hallen“ hinter mich zu bringen. Als ich ankam, stand ich vor dem nächsten Problem, welches mich im Ernstfall einer latenten Peinlichkeit hätte preisgeben können: Wo bitte geht es hier eigentlich rein? Glücklicherweise verließ just in diesen Momenten der Unsicherheit ein freundlicher Mitarbeiter des Hauses mit roten Schildern und einem in freudiger Erwartung in sich hineingrinsenden Interessenten im Schlepptau das Haus und ich wusste endlich, wo sich der Eingang befindet. Noch war ich aber nicht drin…
04.03.2013 – 28/017 Ich fragte mich also kurz, aber nur ganz kurz, was ich eigentlich hier wollte. Der Erwerb eines der ebenso angehimmelten, wie doch irgendwie perspektivisch unerreichbaren Fahrzeuge stand im Frühjahr 2011 definitiv nicht zur Debatte. Meine bessere Hälfte hatte mir eh schon ganz subtil durch die ewig gestellte Frage nach dem „Was soll das denn bringen, wenn Du da die Porsche immer nur anschaust?“ (und gedacht bzw. unausgesprochen) „Und sowieso jetzt nicht kaufen kannst!“ ein kleines, aber feines schlechtes Gewissen einsuggeriert. Für mich galt es, das „jetzt nicht kaufen“ irgendwie zu eliminieren, bzw. irgendwie ausgeblendet zu bekommen. Meine Antwort war eigentlich keine: Frei nach dem Gebrauchtwagen-Slogan der Bach-Gruppe dachte ich mir „Gucke kost‘ nix!“. Außerdem wollte ich dem ganzen Thema schon etwas näher kommen. Und sei es nur durch die räumliche Nähe zu den Modellen. Sei es nur durch das (Er-) Riechen der Fahrmaschinen – und gegebenenfalls Anfassen. Liebe geht nicht nur durch den Magen und über die Augen und Ohren, sondern immer wieder auch über die Nase und die Haptik. Ich wollte sie riechen, die extraordinäre Ausdünstung der Zuffenhausener Boliden (heute weiß ich: sie riechen nicht, jedenfalls nicht speziell) und wollte herausfinden, wie sie sich anfassen. Ich stand immer noch vor dem Eingang, den ich jetzt ja nun kannte. Der kurze Moment des Zögerns wurde durch die selbst eingeflüsterte Parole, „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ (nein, ich bin kein Höner-Fan und auch kein Handballer) aus meiner persönlichen Befindlichkeit weggefegt. Ich betrat, als wäre es die normalste Handlung der Welt, das Porsche-Zentrum Limburg.
05.03.2013 – 27/018 Wenn ich gewusst hätte, dass es vom Betreten des PZ im Spätwinter 2011 bis zu einer Probefahrt im Cayman S nur noch wenige Wochen sein sollten, dann wäre ich wohl mit wesentlich weniger Manschetten in die Ausstellungsräume eingelaufen. Sei’s drum, jetzt war ich also drin. Meine erste Wahrnehmung bezog sich nicht auf die wunderbaren Gefährte, die neu und blitzblank in den Räumlichkeiten fein säuberlich drapiert waren. Meine Aufmerksamkeit konzentrierte sich zunächst einmal auf die Klientel, die sich hier so bewegte. Hier gab es aus meiner Sicht eine Dreiklassengesellschaft. Die erste Kategorie bestand aus den Menschen, die sich scheinbar gar nicht für die ausgestellten Exponate zu interessieren schienen. Das waren eindeutig diejenigen Zeitgenossen, die es bereits in den Olymp der Porsche-Eigner geschafft hatten. Die mussten nicht Probesitzen oder sonstiges Interesse heucheln. Nein, diese Gruppe war schon am Vorabend geladen gewesen, unterhielt sich mit den Angestellten des Hauses. Samstagmorgendlicher Smalltalk als Nachklapp quasi. Die zweite Kategorie war nicht wirklich einfach einzuschätzen. Ich glaube, hier muss nochmals eine Unterteilung vorgenommen werden. Hier gab es Neukunden in spe und sogenannte „Blender“, die einfach vorgeben, sehr interessiert zu sein, ja sich fast schon entschieden hätten. Diese Gruppe ist eigentlich die interessanteste. Davon später mehr.
06.03.2013 -26/019 Ich will an dieser Stelle mal mit dem Thema Eingruppierung von PZ-Besuchern an Tagen der offenen Tür oder ähnliche Veranstaltungen abbrechen. Solcherlei Bewertungen gehen schnell in Richtung Abwertung, und das würde den Porscheinteressierten in keiner Weise gerecht. Natürlich schulde ich noch die dritte, ebenfalls irgendwie zweigeteilte Gruppe. Es sind die Kinder und Heranwachsenden, die davon träumen, später mal einen Porsche fahren zu dürfen. Sowie natürlich die großen Kinder, zu denen ich mich auch zählte und zähle, die davon träumen bzw. träumten (grins), aber noch nicht den Weg zur Realisierung des Traums gefunden haben. Es war also eine bunt gemischte Truppe, die sich dort zwischen den Produkten der Begierde bewegte. Und ich. Ich stand zunächst etwas verloren herum, aber nur wenige Augenblicke später hatte ich einen Cayman erblickt und hielt geradewegs darauf zu. Es sollte doch keiner merken, dass ich das erste Mal hier war. Wenig später hatte ich den ersten Kontakt mit einer Kollegin des Porsche-Mitarbeiterstabs. Sie bot mir überaus charmant etwas zu trinken an. Mir, dem auf den ersten Blick erkennbaren, interessierten Biedermann, der sich so ein Fahrzeug sicher nicht in diesem Leben würde leisten können. Aber halt. Das war einmal. Die Leute von Porsche sind exzellent geschult und von einer derart unaufdringlichen Freundlichkeit zu Jedermann, man muss sie einfach gerne haben. Ich mache es kurz. Nach circa einer Viertelstunde Begeisterung über den Cayman und einem hervorragenden Kaffee, fasste ich etwas Mut, ging zum Empfang und bat um den neuen Cayman-Katalog (es war ja kein profaner Prospekt, nein bei Porsche gibt es Kataloge. Man sollte einen Katalog verlangen, ansonsten outet man sich sofort als Nicht-Kenner der Szene. Dieses insiderbehaftete Wissen hatte ich mir vorher angelesen). Der überaus freundliche Porsche Exclusiv-Verkäufer, stattete mich nicht nur mit dem hochwertigen Katalog aus, sondern er drückte mir unaufgefordert auch gleich das Beiheft mit den fahrzeugspezifischen technischen Daten – Ausstattungen und Preise nicht zu vergessen – in die Hand, ohne zu versäumen, mir auch noch den Tequipment-Katalog an die Hand zu geben, plus selbstverständlich seine Visitenkarte. This man made my day! Ich war glücklich und hatte erst einmal genug. Erst einmal.
07.03.2013 – 25/020 Ich möchte meine Schilderungen, wie es dann wenige Wochen später zur besagten Probefahrt kam, relativ kurz halten, denn… , denn die Vorfreude auf Samstag und die Reise nach Augsburg steigt jetzt doch mit jedem Tag. Morgen wird meine Holde die Zulassung klarmachen. Und dann nur noch zweimal schlafen. Bis dahin wollte ich noch kurz erzählen, wie einfach es war, den Cayman für einen Tag incl. 100 km zu bekommen. Ich hatte Anfang April, auf alle Fälle kurz vor Ostern, einfach den Verkaufsleiter per E-Mail angeschrieben. Ich schätze, meine Anfrage war einigermaßen pfiffig abgefasst, denn eine für mich überraschenderweise positive Antwort ließ nicht lange auf sich warten. Die Leute vom PZ hatten wohl mit solchen Kantonisten wie mir schon so einige Erfahrungen gesammelt. Ich bekam ohne weitere Rückfragen einen Termin nach Ostern. Ich durfte den Cayman S (schwarz, breit, geduckt, PDK, 320 PS) an einem schönen Freitagnachmittag im PZ nach zwei Unterschriften und einer kurzen Einweisung in Empfang nehmen. Die einhundert (Frei-) Kilometer waren natürlich zu kurz. Aber doch weit genug, um mir sehr nachdrücklich und bestimmt zu verdeutlichen, was ich irgendwann besitzen wollte: Einen Porsche Cayman. Von einem Boxster war zu diesem Zeitpunkt noch keine Rede. Das ist eine ganz eigene Geschichte.
08.03.2013 – 24/021 Irgendwie muss ich nun mal langsam den Schwenk zu der entscheidenden Phase hinbekommen, die im Dezember 2012 nach vielen Monaten Kärrner-Arbeit zu der Bemerkung führte: „Ja, dann mach‘ doch mal, wenn Du das unbedingt willst.“ Wer jetzt glaubt, es wäre dabei um einen Cayman oder Boxster gegangen, der irrt. Ich hatte im Dezember – rund um Weihnachten muss das gewesen sein – wieder mal die Porsche-Gebrauchtwagenseite im Internet aufgerufen. Aus einem mir bis heute unbekannten Impuls hatte ich die Seite für die 911er aufgerufen. Ich muss gestehen, ich hatte schon seit längerer Zeit viele Gespräche mit einem netten und gleichermaßen kompetenten Arbeitskollegen geführt über unser aller Thema. In diesen Gesprächen hatte ich mehrfach zum Ausdruck gebracht, dass ich den 996 FL für einen kommenden Klassiker halte. Also schaute ich – wieder einmal – auf der besagten Seite nach den 996er-Occasionen. Und: es gab da einen im PZ in Hofheim. Blau, Turbofelgen, EZ 2003, 83tkm. Ausstattung okay. Das Auto stand definitiv gut da. Preis: EUR 25.900,– Ich zeigte meiner Frau die Seitenansicht, die Schokoladenseite eines jeden Porsche Carrera. „Wie findest Du diesen?“ fragte ich vorsichtig, ihr das iPad hinhaltend. Die Reaktion war die Initialzündung für alles, was in den letzten knapp drei Monaten passiert ist und letztlich zur Exekution, sprich, zum Erwerb des Boxster in Gersthofen führte. Sie sagte, völlig überraschend für mich und konträr zu Ihren Einlassungen in den vergangenen gut zwei Jahren „Der sieht aber gut aus. Was kostet denn so was?“ Der Killerinstinkt in mir war erwacht. Jetzt oder nie! Ich ergriff ohne Umschweife diese, meine vielleicht einzige Chance. Wir unterhielten uns so lange wie nie zuvor über mein geliebtes Thema. Am Ende stand die für mich inzwischen legendäre, fast beiläufige Bemerkung meiner holden Liebsten „Dann mach‘ doch, wenn du das brauchst. Kümmere Dich mal drum, bevor er weg ist.“ Ich weiß bis zum heutigen Tag nicht, ob das unerwartete Einlenken nicht doch den berühmten Pferdefuß enthielt, zu einer anderen Zeit eine Kompensation quasi verlangen zu können. War mir aber auch in dem Moment völlig egal. „HALLELUJAH! HALLELUJAH! HALLELUJAH! HALLEEEELUUUJAH!“ jubilierte es in mir. Die ganze Geschichte nahm nun richtig Fahrt auf. Wie der Boxster ein Thema wurde, erzähle ich in den folgenden Zeilen, immer in der Hoffnung, nicht allzu große Langeweile damit zu verbreiten. Die Entscheidung pro Porsche war nun gefallen und ich betrieb das neu eröffnete Projekt ambitioniert voran. Ich habe über das Internet das PZ Hofheim kontaktiert. Zwei, drei Tage passierte nichts, keine Reaktion aus der Kreisstadt. Zwischenzeitlich hatte meine Frau den 996er noch mal angeschaut und gemeint, schöner wäre natürlich, offen Porsche zu fahren. Töörööö! Das war das Signal, das ich gebraucht hatte. Denn ich war eigentlich, nach mehrfachen Gesprächen mit meinem weiter oben erwähnten, ebenfalls Porsche affinen Kollegen Marcus (fährt Morgan +8, hat aber auch schon mal mit einem Boxster 987 FL geliebäugelt), auf den Boxster umgeschwenkt. BTW: ich durfte einmal im Morgan mitfahren. Das war aber auch heiß, kann ich euch sagen – und nicht nur von Fußraum her…
Also, „Boxster Suche“ bei Porsches angesteuert. Und meinen eigentlich ganz schnell gefunden. 987 vFL, EZ 06/2006. Die Ausstattung gefiel mir, kein PCM. Okay – der Weg ist das Ziel, sagte ich mir. Zum Thema Tiptronic sagte meine Frau: „Dann kann auch die Kupplung nicht kaputt gehen“ Recht hat sie, meine Liebste! Und: dieser Boxster hatte 21313 km runter, war quasi gerade erst eingefahren. Und der Preis war aus meiner Sicht angemessen. Einziger kleiner Pferdefuß: ein Unfallschaden von ca. 8.000 Euro. Aber einwandfrei gemacht, wie wir später gesehen haben. Standort, wie gesagt, Gersthofen. Der Kontakt zum PZ Augsburg war schnell hergestellt, ein Termin wurde auch zügig vereinbart: Donnerstag 10. Januar 2013. Als das klar war, fragte mich meine beste Hälfte: „Du machst das wirklich jetzt, oder?“ Ich war so weit von einem Dementi entfernt, wie die Erde glücklicherweise vom größten schwarzen Loch des Universums. Entscheidungen werden bei uns schnell entschlossen getroffen. So auch hier. Ach so: zwischenzeitlich hatte sich das PZ Hofheim gemeldet. Hätte uns gerne auch einen Boxster verkauft, aber – alea iacta est – die Würfel pro Gersthofen waren bereits gefallen.
Mein Porsche Co-Experte Marcus und ich fuhren also am 10.01.2013 gen Augsburg. Alles klappte prima, wir kamen gut durch und auch das Wetter war so freundlich zu uns, dass wir dann später in und um Gersthofen eine Probefahrt machen konnten. Alles weitere im nächsten Kapitel. Morgen gibt es keinen Blog von mir, morgen geht es nach Augsburg.
10.03.2013 – 22/022 Zurück aus Augsburg! Liebe Freunde, es ist geschafft. Am Samstagnachmittag kehrten wir aus Augsburg zurück und seitdem wartet unser Boxster auf den 1. April. Die Kurzkennzeichen sind runter und haben seitdem einen Ehrenplatz auf dem persönlichen Porsche-Altar in meinem Schlafzimmer. Die Saisonkennzeichen sind montiert. Am Samstagabend bin ich dann noch einmal in die Garage und habe mich etwas intensiver mit dem Bordcomputer beschäftigt und die Sender eingestellt. Ein tiefes Gefühl der inneren Befriedigung und Ruhe machte sich schlagartig in mir breit. Am Ziel. Am Ziel angekommen. Endlich. Am Ziel (fast) aller Träume. Einfach nur geil. Bevor ich aber nun völlig in eine leicht übersteuernde Hormonausschüttungseskalation schlittere, möchte ich wie versprochen ein paar Takte vom vergangenen Samstag erzählen. Diese Erzählung ersetzt auch die angekündigte Beschreibung der ersten Begegnung mit dem Boxster in Augsburg und die anschließende Probefahrt, sowie den finalen Abschluss bzw. Kauf. Das alles verblasst etwas nach dem letzten Samstag. Und es ist ja auch schon gute zwei Monate her. Ich bitte um Nachsicht.
Ein Ausflug nach Bayern
“Wo fahren wir denn jetzt hin?” Samstag früh gegen fünf Uhr in der Nähe von Limburg. Wecker klingeln in kurzen Abständen nacheinander in den verschiedenen Schlafräumen eines Einfamilienhauses im beschaulichen, und um diese Zeit noch reichlich verschlafenen “Einrich”. Nicht einmal die Rhein-Lahn-Zeitung wurde zu diesem Zeitpunkt schon eingeworfen. Vier Menschen, zwei Jüngere und zwei jung gebliebene Ältere stehen verschlafen am Wochenende mitten in der Nacht auf. Die Jüngeren wissen allerdings noch gar nicht so genau, warum. Die Älteren, sprich die Eltern wissen es sehr wohl. Und die Jüngere der Älteren hat den älteren Älteren schon mal nach der Pulsfrequenz gefragt (was im Laufe des Vormittags noch einige Male passieren sollte). Gegen 5 Uhr 50 ist es soweit. Die Entourage des älteren Älteren inklusive Dackel war in den Passat Kombi eingestiegen, und los ging die Fahrt Richtung Bayern. Das war nämlich den Kindern (ergo den Jüngeren) erstmal so als kleiner Richtungshinweis bekannt gegeben worden. Unschwer zu erraten, dass während der Fahrt die Ungeduld über das Nicht-Wissen des endgültigen Zieles mit jedem Zehnkilometer-Abschnitt größer wurde und zu ungehaltenen Kommentaren führte von : “Da hätte ich ja auch zu Hause bleiben können und PS3 spielen!” bis “Für die Rückfahrt nehm’ ich den Zug.” Der Einwand der Älteren “Das kostet aber mindestens fünfzig Euro.” wurde mit “Ich hab’ fünfzig Euro dabei!” gekontert. Usw., usf. Ich muss sagen, wir sind relativ gut durchgekommen. Nervig sind aber die Baustellen hinter Stuttgart. Es zieht sich dann schon ein wenig. Irgendwann gegen 9 Uhr 50 waren wir aber bei der Ausfahrt Augsburg/Gersthofen angekommen. Das Navi leitete uns brav noch die Runde bis zur Porschestraße und als die Kinder das Ziel Porsche-Zentrum realisierten, ging der verbale Shitstorm erst richtig los. Es wurde von den Blagen unflätig kommentiert, wo wir denn nun aufschlagen würden. Denn die Kids dachten zunächst tatsächlich, wir wären die 430 Kilometer nur gefahren, um einen Porsche zu besichtigen. Sie scheint mächtig Eindruck hinterlassen zu haben, meine Porsche-Mania der vergangenen Jahre. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass uns die Kinder zugetraut haben, so eine Strecke nur zur Besichtigung eines Autos zurückzulegen. Die hatten also keinen blassen Schimmer, dass wir UNSER Auto abholen. Unisono Kommentar von Bube und Mädel im Fondabteil und fast synchron – auf alle Fälle ultimativ: “Ich bleibe im Auto!” Okay, sagte meine beste Hälfte, dann verpasst ihr aber wirklich etwas. Etwas verpassen kommt im Leben meiner Kinder jedoch nur in absoluten Ausnahmesituationen vor, also stiegen die beiden Infanten doch etwas widerwillig, aber nichtsdestotrotz neugierig aus. Es war schon richtig etwas los im PZ Augsburg in Gersthofen. Und ich beeilte mich beim sehr freundlichen Empfang durch die zuständige Disponentin, mich für die Ausnahme einer Auslieferung an einem Samstag zu bedanken. Wobei es an diesem Samstag wohl eher zufällig noch eine weitere Ausnahme gab. Als wir ankamen, wurde gerade ein neues bzw. neuwertiges 991 Coupé an ein schon etwas älteres, aber nicht minder glückliches Paar ausgeliefert. Wir mussten noch einige Minuten warten. Die mitgebrachten Kurzkennzeichen wurden zwischenzeitlich montiert und uns wurde mitgeteilt, dass über Nacht die Batterie noch geladen wurde. Die Kids hatten nun realisiert, dass wir nicht nur zum “Gucken”, sondern auch zum “Mitnehmen” den weiten Weg zurückgelegt hatten. Und das ließ die Stimmung völlig ins Gegenteil kippen. Ungläubiges Staunen gepaart mit unverhohlener Begeisterung war nun die Aura der abgegebenen Kommentare. Und plötzlich hatte es sich auch gelohnt, mitgefahren zu sein. Die Kleinen sind schließlich nicht von Dummsdorf. Denn mindestens 200 Kilometer würden die beiden Sprösslinge jeweils neben mir in unserem Boxster sitzen können, bei der langen, hoffentlich nicht enden wollenden Rückfahrt. Aber soweit war es noch lange nicht.
13.03.2013 – 19/023 Fortsetzung – Abholung Boxster Gersthofen Dann war der überaus freundliche Verkäufer Herr K. für uns da. Es wurden einige Formalitäten erledigt, wie z.B. den Antrag der Porsche Approved Garantie unterschreiben. Es wurde die Kontrolle des 111-Punkte-Plans zur Kenntnis genommen und unterschrieben. Und es wurde das Fahrzeugübergabe-Protokoll vorab unterschrieben. Herr K. überreichte mir statt der sonst eher üblichen Blumen, ein persönliches Weinpräsent des PZ Augsburg. Meine Frau wollte den Chardonnay abends gleich verkosten – schaun mer mal… Ohne, dass wir es bemerkt hätten, war zwischenzeitlich unser Boxster in den Ausstellungsraum gefahren worden. Wir gingen nun hin. Und ich sage Euch, es war ein schöner Moment, ihn so da stehen zu sehen. Absolut neuwertig, viel schöner als am 10. Januar bei unserer ersten Verabredung, ähm, Probefahrt. Aber immer noch genauso sexy, so flach wie er da stand und mich lautlos aufforderte, ihn zu be-, ähem, nein, in ihn einzusteigen und loszuziehen. Am besten, bis wir mit leerem Tank irgendwo zwischen Augsburg und Irgendwo „In-the-middle-of-nowhere“ stehen bleiben, und nur noch wir… sind. — Zurück zur Fahrzeugübergabe. Mein Herz schlug jetzt wieder etwas schneller. So, wie am Tag meiner Hochzeit. Wir bekamen alles vermeintlich Neue erklärt, wobei unser Verkäufer bereits wusste, dass Frau V. (die überaus nette Fahrzeug-Disponentin / Vertriebs-Assistentin) mir alle Unterlagen inklusive Bordbuch Ende Januar zugeschickt hatte. Also, ich war schon bestens präpariert für den großen Tag. Die bestellten Fußmatten vom PZ Augsburg waren im Auto. Das Dach schloss und schließt nun einwandfrei. Die Werkstatt hat ganze Arbeit geleistet. Dann waren wir soweit durch und Herr K. war so freundlich, unser neues Schmuckstück noch nach draußen zu fahren. Als er den Motor anließ, stellten sich mir gleich mal die Armhaare nach oben – einfach nur ‚Geil-o-Mat‘! Er stellte unseren Scafo direkt vor dem Haupteingang ab. Wir verabschiedeten uns und vereinbarten, in Kontakt zu bleiben. Frau V. hatte mir ganz am Anfang noch den Katalog vom 981 Cayman in die Hand gedrückt (war mir eingefallen, mal darum zu bitten, als ich ihn im Ausstellungsraum stehen sah – man weiß ja nie…) und dann gingen wir Richtung Ausgang. –– STOP! Cut! Noch ein Wort zur Kundenbetreuung im PZ Augsburg in Gersthofen: Rating AAA. Es gibt nichts auszusetzen, alles war perfekt durchorganisiert. Und trotz aller Perfektion spürt man bei den Menschen, die letztlich „nur“ ihren Job machen, dass sie das wirklich gerne und mit jeder Menge Empathie für die Marke Porsche tun. Das wollte ich unbedingt noch loswerden! Ich habe mich im PZ Augsburg jederzeit sehr wohl gefühlt und meiner Familie ging es ebenso, das konnte man spüren. –– Unser Boxster stand direkt vor der Tür und es hatte sich ein Pärchen mit Kindern dazugesellt und diskutierte etwas um das Auto herum. Vielleicht so etwas wie „So einer wäre doch auch schön…“ Meine Frau sagte beim Durchqueren der Ausgangstür, ganz die stolze Besitzerin, halblaut-leise: „Sorry, das ist unserer, der ist weg.“ Genau. Die Leute warfen uns noch einen halb bewundernden Blick hinterher, ja hinterher, als wir zum Auto gingen, die Sachen verstauten, und vereinbarten, jetzt erst einmal zum Tanken zu fahren. Ich muss sagen, noch nie in meinem Leben habe ich es mehr genossen, eines meiner Autos zu betanken, als an der JET-Tankstelle, die wir nach einigem Hin- und Herfahren in Gersthofen ansteuerten. 41 Liter Super Plus. Voll. Danach zurück Richtung Autobahn. Jetzt ging es richtig los.
14.03.2013 – 18/024 Fortsetzung – Abholung Boxster Gersthofen: Die Rückfahrt Teil I Die Fahrt zur Autobahn war genau richtig, um „Scafo“ auf Betriebstemperatur zu bringen. Insgesamt waren wir ca. acht Kilometer gefahren, bis wir die Zufahrt auf die A8 Richtung Stuttgart erreichten. Auf der Autobahn reihte sich dann zunächst mal eine Baustelle an die nächste – zumindest gefühlt. Alles zweispurig, überall 80 Km/h. Okay, dachte ich mir, so dauert die Fahrt wenigstens länger. Mein Sohn saß ehrfürchtig neben mir und sah sich im Innenraum um, inspizierte die Klima-Automatik, das Auto-Radio wurde eingeschaltet – B1 lief zunächst mal. Ich merkte sehr schnell: in einem Porsche wirst du gesehen. Es ist einfach so. Und ich muss zugeben, auch wenn die Menschen in den Autos eher auf das Zuffenhausener Gefährt stehen, wird doch immer ein Blick auf die Insassen riskiert. Und es schmeichelt einem schon etwas, obwohl es eigentlich das Auto ist, das das Interesse der Mitmenschen weckt. Es kommt da teilweise auch zu belustigenden Momenten, wenn z.B. eine Dame auf einen schaut und wenn man zurück schaut, ganz schnell wieder gerade aus guckt. Oder wenn man selber guckt und zurück geguckt wird, ich musste einmal echt grinsen – und dann wurde ad hoc wieder trotzig nach vorne geschaut im Renault Scenic vFL. Echt lustig. Jetzt war die Baustelle zu Ende und mein Sohn wurde ungeduldig. Ich sollte „endlich mal Gas geben“, denn die Mama war inzwischen irgendwie weg mit ihrem Passat Kombi. Ich dachte mir ‚das ham wir gleich‘, sagte jedoch meinem Filius ganz obercool „Lass‘ die Mama doch fahren, wenn ich will, kriege ich sie immer ganz schnell.“ Mein Sohn murmelte so was wie „Dann wolle doch mal!“ Aber ich ließ noch ca. 10 Sekunden verstreichen, bis ich das erste Mal auf der Rückfahrt manuell in die Tiptronic eingriff.
15.03.2013 – 17/025 Fortsetzung – Abholung Boxster Gersthofen: Die Rückfahrt Teil II Ich muss an dieser Stelle ein paar Worte über das Triebwerk verlieren. Hier im Forum habe ich schon einige Meinungen zum Sound des Boxster und Boxster S lesen können. Es waren auch einige dabei, die man getrost als nicht gut bezeichnen kann. Ich hatte den Motorsound und wie er sich denn nun anfühlt beim Anfahren, Beschleunigen und Ausdrehen im M-Modus der Tiptronic nur noch recht blass in Erinnerung von der Probefahrt im Januar. Auch was die Leistungsentfaltung angeht, konnte ich unseren Scafo ja nicht so ausgiebig testen, wie ich es mir gewünscht hätte. Zum Motorsound. Als wir in Augsburg losfuhren, war der Motor natürlich noch kalt und als Umsteiger von einem 77 Kilowatt Passat 1,6 TDI Blue Motion Technology auf einen Porsche, selbst wenn es sich um eins der “kleineren” Modelle handelt, weiß man noch nicht so genau, wo es denn eigentlich langgehen sollte mit diesem Sportwagen. Der Sound hat mich von Anfang an begeistert. Das von einigen Zeitgenossen hier despektierlich postulierte “Rasseln” wie ein “Rasenmäher” ist in meinen Ohren einfach Musik. Die Geräuschentwicklung beim Herausfahren aus dem Ausstellungsraum erzeugte bei mir aufgestellte Arm-Haare im Jackenärmel und als ich dann die Maschine startete, war der Motorklang präsent, aber nicht aufdringlich. Beim Fahren klingt der Motor im unteren Drehzahlbereich wie eine Turbine mit eingesperrtem Raubtiermodus. Es ist deutlich (er-) hörbar, dass das Triebwerk akustisch noch ganz andere Töne anschlagen kann, als zwischen 1500 und 2500 Umdrehungen. Hat die Drehzahlnadel die 3000er Marke dann mal überschritten, wird aus dem turbinenartigen “Rasenmäher-Rasseln” (sic!) ein angedeutetes, sich dezent steigerndes Trompeten, welches sich ab 5000 Umdrehungen in ein symphonisches Crescendo der wohligen, jedoch überhaupt nicht bedrohlichen Art steigert. So kam mir das jedenfalls im Innenraum vor und – es klingt einfach nur geil in meinen durch die ganzen Diesel nicht gerade verwöhnten Ohren. Zur Leistungsentfaltung. Ich gestehe, es geht immer noch ein bisschen spontaner, drehfreudiger, bissiger und natürlich vehementer inklusive einer höheren Endgeschwindigkeit. Boxster, Cayman, Boxster S, Boxster Spyder, Cayman S, Cayman R, Carrera, Carrera S, GTS, Turbo, Turbo S, GT3 R, GT2, GT2 RS plus alle dazu passenden Cayenne und Panamera. Wenn ich in der sich PS-evolutionären steigernden Reihenfolge irgendein Modell übersehen haben sollte, bitte ich um Nachsicht. 204 bis 620 Pferdestärken umfasst die Bandbreite. Jeder Motor hat seine Stärken, viele haben kaum Schwächen. Und wenn doch, sind es immer noch die Schwächen eines Hochleistungstriebwerks aus dem Hause Porsche. Ergo, es wird, wenn überhaupt, auf höchstem Niveau gejammert. Ich brauche für den Moment, und hoffe, daran wird sich nicht so schnell etwas ändern, nicht mehr, als die mir in unserem Boxster zur Verfügung stehenden 240 PS – und ich bin mir sicher, es sind genauso viele. Das reicht aus, jederzeit sehr flott um alle Ecken zu kommen und wenn es sein muss, auf der Autobahn die aufdringlichen Serienlimousinen und deren Sportderivate einigermaßen auf Abstand zu halten. Die Kraftentfaltung ist einem Sauger entsprechend. Es steht jederzeit ausreichendes Drehmoment zur Verfügung, ohne einen jedoch beim Beschleunigen direkt in die Sitze zu drücken. Muss auch gar nicht. Kann aber, bei entsprechender Handhabung der Tiptronic S. So geschehen bei meinem ersten manuellen Runterschalten auf der A8, um meine Frau wiederzufinden. Aber auch nicht brachial, mit einem Tritt ins Kreuz. Eher bestimmt, Fahrt aufnehmend, drehfreudig. Es entsteht fast der Eindruck, die Pferdchen im Rücken des Fahrers freuen sich, endlich mal die Fußfesseln von den Hufen zu bekommen. Es macht Spaß, den Motor zu drehen und oberhalb der 5000er Marke habe ich keine Anstrengung verspürt, eher eine Art Befreiung der vorhandenen Kräfte. Und Beschleunigung. Mein Sohn hat nur noch leise gegrinst.
16.03.2013 – 16/026 Fortsetzung – Abholung Boxster Gersthofen: Die Rückfahrt Teil III Diese besagten zehn Sekunden ließ ich verstreichen, um zu verdeutlichen, dass ich ab und an mal Gas geben möchte, aber eben dann, wenn ich es will. Ich fuhr ca. 120 im fünften Gang und der Motor hinter uns verrichtete seinen Dienst in diesem moderaten Drehzahlbereich eher unauffällig. Ich drückte den rechten silbernen Hebel der Tiptronic am Lenkrad einmal herunter, 4. Fahrstufe wurde mit der schon mehrfach angesprochenen „Gedenk-Fünftelsekunde“ eingelegt, gleichzeitig ging die Drehzahl nach oben und das Triebwerk meldete sich etwas präsenter. Ich merkte, dass im vierten Gang noch nicht soviel losgeht bei der entsprechenden Drehzahl, also betätigte ich den Hebel – wieder rechts – noch mal und ließ die dritte Fahrstufe zu Wort kommen. Nach erneutem kurzen Innehalten und gleichzeitigem Gasgeben ging es jetzt sehr vehement vorwärts. Jaaa! Innerhalb weniger Wimpernschläge hatten wir knapp 200 auf dem Digital-Tacho und unseren Passat Kombi wieder im Blickfeld. Meine Frau hatte ebenfalls gute 160 drauf und wir zogen doch zügig an unserem Familiengefährt Nr. 1 vorbei. Ich muss sagen, dass macht wirklich Spaß mit der Tipse, ich schalte rechts runter und links hoch. Weiß auch nicht wieso. Wir segelten einige Momente und ließen uns auf 140 zurückfallen, und meine Mädels überholten uns mit sichtlicher Genugtuung. So ging das jetzt einige Male. Bis dann die Autobahn leider wieder zweispurig war und die ersten Zähflüssigkeiten im Verkehr aufkamen. Winterrückreiseverkehr mit vielen unserer holländischen Freunde. Wieder viele verschämte oder auch offene Blicke auf und in unser Auto. Habe mich aber schnell daran gewöhnt und mein Sohn fand es lustig. Ich glaube die neue Aufmerksamkeit tat ihm irgendwie richtig gut. Ich muss jetzt als alter Diesel-Sparfuchs-Fahrer auch ein Wort über den angezeigten Durchschnittsverbrauch sagen. Als wir durch die Baustellen fuhren und ich keine Gasgebe-Spielchen spielte, pegelte sich der Verbrauch sehr schnell auf 9,2 Liter ein. Mit etwas sanfterem Gasfuß sind Verbrauche um die 9 Liter drin. Am Ende der Fahrt und einigen Streckenabschnitten mit Geschwindigkeiten in der Spitze um 220 waren es dann letztlich 9,6 Liter und eine Restreichweite von 170 km wurde angezeigt. Wir waren 448 km gefahren, das bedeutet eine Reichweite von ca. 620 km. Ich bin bis hierhin mit dem Verbrauch sehr zufrieden. Hatte sich die Hinfahrt noch am Ende wie ein durchgekauter Hubba-Bubba gezogen, ging die Retourkutscherei doch ziemlich flott. Es gab noch eine nette Begegnung auf der A67 zwischen Darmstadt und Frankfurt. Da war plötzlich ein 986 S auf der rechten Spur vor uns. Er war mit 105 km/h unterwegs, also offensichtlich auf einer Sparfahrt. – Kurz zuvor hatte es mal für fünf bis zehn Minuten ordentlich geschüttet. Interessant: auf der Heckscheibe kein Tropfen. Das nur als Randnotiz. Ich fuhr also bestimmt zehn Minuten hinter dem 986er hinterher. Und ich glaube, er hatte das gemerkt und schaute ein wenig zu lange in den Rückspiegel, denn der Ur-Boxster wanderte plötzlich bedenklich in Richtung Mitte. Okay, er hat es dann gemerkt, glücklicherweise. Als sich dann die A67 gabelte blieb er Richtung Mainz und wir nahmen die rechte Abfahrt Richtung A3. Ich überholte ihn langsam und schaute und winkte mal ganz verstohlen. Der Fahrer schaute bloß und ansonsten konnte ich keine Reaktion feststellen, da wir auch schon fast an ihm vorbei waren und die Gabelung der Autobahn unsere Wege trennte. Die restlichen Kilometer bis Limburg vergingen fast wie im Flug, wobei ich unser neues Baby ganz sachte bewegte, und mich auf keinerlei Provokationen durch minder-motorisierte Verkehrsteilnehmer einließ. Limburg-Süd haben wir die BAB 3 verlassen und ich fragte meinen Filius, es waren 15° Celsius angezeigt, ob wir an der Ampel gegenüber der HEM-Tanke und KFC nicht mal das Dach aufmachen sollten, nur mal so. Das brauchte ich nicht zweimal fragen, also zwölf Sekunden den berühmten Knopf gezogen, und auf war unser Scafo. Leute, jawoll – es war etwas frisch um die Ohren trotz Windschott. Aber, ich konnte mir jetzt in etwa vorstellen, wie geil sich das anfühlen würde, wenn das Thermometer erstmal über 20 Grad anzeigt. In Birlenbach Ortseingang machte ich das Dach während der Fahrt wieder zu. Alles funktioniert tadellos. Wir rollten die restlichen Kilometer ganz gemütlich bis auf eine kleine Bergwertung bei uns in der Nähe. Da habe ich dann versucht, mich an einen imaginären G-Punkt heranzutasten. Ohne jedoch zu übertreiben, bin doch ein Anfänger… Das Fahrverhalten ist jedoch sehr interessant und für mich als alten Frontantriebler auch gewöhnungsbedürftig. Aber das kommt. Zu Hause angekommen, der erste Blickkontakt mit dem Nachbarn. Ab in die Garage das gute Stück. Und Klappe zu. Später bin ich dann noch mal eine Runde mit meiner Frau gefahren. Das war lustig. Davon in Kürze mehr.
17.03.2013 – 15/027 Ich fuhr also an diesem besagten Samstag der Überführung unseres quasi 5. Kindes – zwei Buben, ein Mädel, ein Dackel und nun ein Boxster, genannt „Scafo“ – von Gersthofen in den Einrich, am späten Nachmittag noch eine Minirunde mit meiner allerbesten Hälfte. Wir haben da eine schöne Strecke Richtung Bäderstraße. In der ersten Hälfte unserer kleinen Probefahrt Nr. 3 hielt ich mich noch dezent zurück. Unser Scafo sollte ja auch erstmal wieder warm werden. Meiner Frau gefällt das Auto, gefällt das Fahren damit, aber ihr gefällt überhaupt nicht mein Fahrstil – zumindest hatte ich den Eindruck, als wir wieder Richtung Heimat unterwegs waren. Die letzten drei Kilometer bin ich auch mal etwas zügiger durch die Kurven gegangen, bzw., habe Scafo etwas freien Lauf gelassen, aber nur etwas. Ich bin kein Rennfahrer. Nach den ersten drei etwas schneller durchfahrenen Kurven kamen die ersten Kommentare. „Fahr bitte nicht so schnell“ „Das ist doch nicht schnell, nur flott“ „FAHR nicht so schnell!“ „Das geht doch eigentlich noch“ „Fahr etwas langsamer!“ „Der liegt so gut wie ein Brett“ „Fahr langsamer, sonst steige ich aus!!“ „Ist doch alles halb so wild“ „Du wirst uns umbringen!!!“ „Ach Quatsch!“ „Na Hilfe!“ „Alles im grünen Bereich“ – Wer welchen Kommentar abgegeben hat, könnt Ihr Euch leicht ausmalen. Ich weiß, dass ich am 1. April erstmal ein Stück alleine fahren und dann meine Beste zum entspannten Cruisen einladen werde. Ich kann es kaum abwarten. Es zieht sich jetzt schon sehr…
19.03.2013 – 13/028 Zum Thema Sound und Klappenauspuff Ich habe meinen Scafo am Sonntag mal wieder gestartet (und ihm auch die sonstigen Streicheleinheiten zukommen lassen) und bei halb offener Garage drei, vier Mal aufs Gas getreten bei geöffneter Tür. Ich muss sagen: reicht mir. Wenn ich den Sound transponiere auf offene Straße mit geöffnetem Dach, dann freue ich mich schon jetzt auf die erste offene, sehr bewusste, Fahrt. Obwohl unser Baby für Porsche-Verhältnisse einen relativ kleinen Motor verbaut hat, ist der Sound auch im Stand durchaus betörend. Das etwas heisere, röchelnde Ausatmen hat aber auch so gar nichts mit einem „rasenmäherartigen Gerassel“ zu tun. Es formuliert im Gegenteil schon im Stand die unausgesprochene Forderung nach Bewegung, Leistungsabfrage und dynamischer Fortbewegung. Ich freue mich sehr auf das Fahren mit unserem Porsche und bin immer noch richtig stolz und fest davon überzeugt, das Richtige getan zu haben. Für den Moment sind ein Klappenauspuff, respektive eine Sportabgasanlage kein Thema. By the way: wann ist es denn jetzt wirklich mal 1. April?
20.03.2013 – 12/029 Zum Thema Fahrgefühl Ich habe am 10. Januar bei der ersten Probefahrt zum zweiten Mal in meinem Leben einen Porsche selbst gesteuert. Von meiner ersten Begegnung der dritten Art mit dem Cayman S nach Ostern 2011 hatte ich ja berichtet. Schon damals war mir das Bewegen des Fahrzeugs so was von easy und unkompliziert vorgekommen. Und: ich hatte mich damals im Innenraum sofort zu Recht gefunden und gleichsam wohl gefühlt. Auch im Januar, trotz der nicht optimalen Wetterbedingungen hatte ich sofort Vertrauen zum Boxster gefasst. Es fiel mir überhaupt nicht schwer, nach der Warmlaufphase auch einmal auf das Gas zu gehen. Das Auto liegt sehr gut und man hat immer ein vertrauensvolles Gefühl bezüglich des Kontaktes zur Fahrbahn. Bei der Überführung von Gersthofen nach Hause hat sich dieses Gefühl noch verfestigt. Absolut phantastisch ist die Lenkung bzw., das Lenkverhalten. Ich habe mit unserem Scafo noch nicht so viel ausprobiert, aber das Fahrverhalten in Bezug auf das Ansprechen der Lenkung bei kleinsten Bewegungen des Volants ist einwandfrei. Sehr direkt, ohne dabei “hibbelig” und nervös zu wirken. In toto fühlt sich das sehr souverän und auch sportlich an. Ich habe das Fahrwerk noch nicht für zehn Prozent ausgereizt, aber es macht Spaß, zu spüren, das das Auto sehr gut liegt und kein unsicheres Gefühl vermittelt, wenn es dem eigenen Empfinden nach mal zu flott in eine der schönsten Verbindungen zweier Punkte, sprich Kurve (okay: drei Euro ins Phrasenschwein…), geht. Ich befürchte, man gewöhnt sich sehr schnell an diese Droge, und mag dann gar nicht mehr in sein Alltagsgefährt umsteigen.
21.03.2013 – 11/030 Zum Thema Unterhaltskosten Beim Erwerb eines Porsche spielen natürlich immer auch die Unterhaltskosten eine Rolle. Jedermann denkt, wer einen Porsche fährt hat im “Loddo gewonne, odder was?”, oder eine Gelddruckmaschine im Keller. Im meinem Fall kann ich sagen, dass sich meine Lottogewinne in einem Rahmen bewegen, die nicht mal zum Erwerb eines original Porsche-Schlüsselanhängers dienen. Und die Gewinne müssen ja auch noch geteilt werden. Also, es ist immer eine lediglich nüchterne, wirtschaftliche Kalkulation, die es dem Otto-Normal-Porsche-Aficionado ermöglicht, den Erwerb eines gebrauchten Zuffenhauseners, oder wie in meinem Fall, eines Boxster aus Uusikaupunki/Suomi, ernsthaft in Betracht zu ziehen. Und sich einen wirklichen Wunschtraum zu erfüllen. Der Anschaffungspreis entspricht bei entsprechender Bescheidenheit der eigenen Ansprüche, dem eines mittelmäßig ausgestatteten VW Golf. So what? Dieses Kapitel kann man relativ schnell knicken, sofern die genannten Mittel zur Verfügung stehen. Versicherung und Steuer machen bei mir ca. 440 Euro aus. Die Versicherung, entsprechende SF-Rabatte vorausgesetzt, ist schlichtweg als erschwinglich zu bezeichnen. VK inklusive TK und Haftpflicht = 350 Euro für sechs Monate bei der freundlichen und günstigen Versicherung mit dem Schild aus Coburg. Treibstoffkosten. Ja, hier hat man es selbst in der Hand. Ich habe für die Saison pro Monat 100 Euro veranschlagt, bei moderaten 500 km Fahrleistung. Wenn es dabei bleibt versteht sich. Muss ja auch erstmal Erfahrungen mit der Droge sammeln. Kommen wir zum Thema Wartung und Reparaturen. Da gibt es natürlich einiges an Potenzial, das persönliche Budget jederzeit zu sprengen. Ich habe einen Betrag x pro Monat als Rücklage veranschlagt. Und hoffentlich bei der niedrigen bisherigen Laufleistung unseres Scafo erstmal Ruhe. Nächste Wartung ist eine Große in 2015 und bis 2014 läuft die Approved. Vielleicht verlängere ich auch noch einmal. Natürlich hoffe ich auf den normalen Verschleiß und sonst eher nix weiter. Drückt mir die Daumen. Unterm Strich glaube ich, ein Porsche Boxster ist zwar kein Low-Budget Spaßmobil, bleibt aber insgesamt in einem doch überschaubaren Rahmen, was die finanzielle Beanspruchung des Fahrerkontos betrifft. Eine normale Nutzung vorausgesetzt. Das Thema Reifen und Öl greife ich in Kürze noch einmal gesondert auf.
22.03.2013 – 10/031 Reifen und Öl
Nach der Lektüre diverser Threads bin ich zu der Überzeugung gelangt, nicht nur Michael Ende hat seine “Unendliche Geschichte”, nein dieses Forum hat ebenso viele Storys und Histörchen zu den genannten Themen. Und ständig kommen neue – jedoch nicht selten auch weniger neue- Erkenntnisse dazu.
Zum Thema Öl: Für mich sehr verwirrend ist die Tatsache, dass die PZ für einen Liter dieses Schmierstoffes wohl bis zu vierzig Euro verlangen. Und das das identische Produkt im Internet wohl schon für um die sieben Euro zu bekommen ist. Mobil 1 0W40 in ausreichender Menge werde ich wohl demnächst ersteigern und hoffe natürlich, dass sich der Verbauch des kostbaren Saftes zwischen den Wartungsintervallen in erträglichen Grenzen hält.
Zum Thema Reifen: Ich habe momentan “Michelin Pilot Sport” aufgezogen. Restprofil zwischen 4,5 und 6mm. Das reicht zumindest noch für diese Saison. Dann sollen aber schon neue Pneus drauf, denn meine jetzigen Reifen sind noch die aus der Erstausstattung, sprich sechseinhalb Jahre alt. Ich bin mir durchaus bewusst, dass diese Bereifung ein gewisses Risiko darstellen kann. Werde aber keine Nordschleife fahren und auch sonstige Überbeanspruchung der “Schlappen” zu vermeiden wissen.
Ich muss dann nächstes Frühjahr mal zu Porsche in LM und werde auch auch ein Vergleichsangebot von Vergölst anschauen. Ich denke, es müssen für den Alltagsgebrauch nicht unbedingt die Michelin sein, andere Hersteller haben auch gute Produkte. Für mich zählt immer auch ein wenig das Preis-Leistungsverhältnis. Und natürlich werde ich auch die einschlägigen Testberichte studieren. Ausser Michelin denke ich an Hankook, Pirelli oder Conti. Mal schauen.
24.03.2013 – 08/032 Zum Thema Neid – mit etwas Verspätung
Neid ist laut der Bibel eine der Todsünden. Neid ist der Zwillingsbruder der Missgunst. Neid ist ein sich negativ anfühlender Mangelzustand. Neid ist ein furchtbar manipulativ wirkendes Etwas. Gefühlter Neid ist ein Ausdruck von Ohnmacht. Neid gibt einem jedoch unter Umständen einen Anstoß. Dinge besitzen zu wollen. Fähigkeiten zu erlangen, um Dinge besitzen zu können. Usw. usf. Ich will mich nicht davon freisprechen, auch schon Neid empfunden zu haben, in Bezug auf Besitz und Eigentum. Aber das ist lange her. Als Kinder haben wir in unserer Siedlung natürlich auch die Leistungsdaten der Autos unserer Väter verglichen. Mütter hatten zu dieser Zeit zwar das Recht, den Führerschein zu besitzen. Theoretisch. In der Praxis hatten die Frauen in den sechziger und in den frühen siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts in der Regel weder Führerschein, noch ein eigenes Fahrzeug. Die Frauen damals hatten oft Frust und sie hatten jede Menge im Haushalt und in der Küche zu tun. Die Leistungsdaten der väterlichen Automobile waren schon immer ein Thema. Ja, wir hatten damals „nur“ einen Fiat 128 mit 60 PS (zehn dieser PS waren einem Abarth-Auspuff geschuldet, der aber später nach Verrostung aus Kostengründen nicht gleichwertig ersetzt wurde). Nachbars hatten einen Ascona B mit 90 PS. Und das musste ich mir damals immer mal wieder anhören. Aber mein Papa war der bessere Fahrer mit einem gewissen Draufgänger-Gen. Ich erinnere mich an eine Überholaktion, als so ein Rüsselsheimer Vehikel mal nicht Platz machen wollte auf der A66. Die damals lediglich zwei Spuren der „Wiesbadener“ waren beide besetzt und die Lichthupensignale meines Vaters führten zu einer nicht akzeptablen Renitenz des Hutträgers in dem Opel, der immer ganz links außen und schön parallel zu dem langsameren Fahrzeug auf der rechten Spur fuhr. Diese Provokation ließ meinen Vater jeden Paragraphen der Straßenverkehrsordnung, insbesondere den §1, vergessen. Und die perplexen, rollenden Bremsklötze kurzerhand durch die Mitte passieren. Ich muss sagen, in dem Moment habe ich meinen Papa wirklich bewundert. Die verwegene Fahrt sprach sich herum in meinem Freundeskreis, da außer mir auch noch ein Fußballkollege mit im Auto saß. Fortan nannte man ihn ehrfürchtig, aber auch ein wenig despektierlich „Evil Knievel“, nach dem berühmten amerikanischen Stuntman. Nichtsdestotrotz blieb die Anzahl der Pferde unter der Haube unseres gelben Autobahnschrecks aus Torino weit hinter der des nachbarlichen Ascona, der den Namen einer schönen italienischen Stadt trug, jedoch zuverlässige Wertarbeit aus Deutschland darstellte. Ich weiß es nicht ganz genau, denn es ist fast vierzig Jahre her, ob ich damals wirklich neidisch war, oder einfach das leistungsstärkere Gefährt lieber vor unserer Tür gesehen hätte. Ich glaube, es war Neid und das Begehren. Okay, heute ist das alles ganz anders gelagert. Im Rahmen seiner Sozialisation verlieren sich in der Persönlichkeitsstruktur des „normalen“ Humanoiden sicher eine ganze Reihe von schlechten Eigenschaften. Aber eine mehr oder weniger ausgeprägte Neigung zum Neid bleibt in jedem Fall. Ist ja auch nicht grundsätzlich schlecht. Denn ohne Neid hätten wir am derzeitigen Ende unserer Evolutionsstufe nicht dass erreicht, was wir erreicht haben. Im Guten, wie im Schlechten, wohlgemerkt. Ich glaube aber, speziell im Menschen deutscher Herkunft ist irgendwo ein geheimer Amplifikator des dem menschlichen Lebewesen eigens von der Schöpfung zugeteilten Neidpotentials eingebaut. Nicht anders ist es meiner Auffassung nach zu erklären, warum so viele Menschen in unserem Land große Schwierigkeiten haben, zu akzeptieren, dass es in unserer ebenso kapitalistischen wie materiellen Welt Menschen gibt, die ein stärkeres Wertschöpfungspotential besitzen, wie der Rest, der in dieser Republik beheimateten Bürgerinnen und Bürger. In großen Teilen der Bevölkerung gibt es dafür aber leider keine Akzeptanz. Natürlich wird jedem Bürger dieses Landes, ob er es hören will oder nicht, alle Jubeljahre ein Armuts- bzw. Reichtumsbericht um die Ohren gehauen. Und es gibt immer Menschen, die sich grundsätzlich und unverrückbar auf der Seite der Benachteiligten sehen, obwohl sie überhaupt nicht benachteiligt sind. Und aus diesem Mangel auch an Selbstvertrauen entsteht oftmals Missgunst und natürlich Misstrauen. „Wie machen die das nur?“ ist die wohl in diesem Zusammenhang meistgestellte Frage. Die Fragestellung ist falsch, denn es geht letztlich niemanden etwas an, wie irgendjemand etwas macht. Die Frage müsste lauten „Warum machen wir das nicht auch (so)?“ Aber, das würde bedeuten, die eigenen Fähigkeiten stärker zu reflektieren. Und so eine Selbstreflexion ist unter normalen Umständen und Gesichtspunkten schon schwer genug. Wird jedoch noch wesentlich schwieriger, wenn es um eine vergleichende Reflexion geht. Viele Menschen kriegen das ganz gut hin, und sehen am Ende des Tages einfach ein, dass es in unserer Gesellschaft immer Menschen geben wird, die in irgendeiner Beziehung besser gestellt sind, als man selbst. Das ist nun mal so, und wer es schnallt, der hat es begriffen und wird damit wohl auch zurechtkommen. Die Gruppe derjenigen, die das nicht hinkriegen, ist jedoch gefühlt ungleich größer. Und ohne Rücksicht auf den eigenen Reputationsverlust wird reflexartig immer wieder zu der gerade gestellten Frage, die latent konspirative Antwort mitgeliefert „Das kann doch nicht mit rechten Dingen zugehen!“ Eine gewagte Wertung, einem Generalverdacht gleichkommend, die aber einfacher über die Lippen dieser Menschen sprudelt, als das Eingeständnis, es selbst nicht gebacken zu bekommen. – Um Gottes Willen! Über fünfeinhalbtausend Zeichen nur über das Thema, welches mich eigentlich nicht betrifft. Noch nicht, muss ich an dieser Stelle sagen.
Mein Haus, mein Auto, mein Boot, sprich „Scafo“, sprich mein (unser) Porsche. Ich darf zugeben, (fast) alle meine Wunschträume haben sich bis jetzt erfüllt. Natürlich auch dank meiner allerbesten Hälfte, ohne deren Zustimmung und ohne die Übereinstimmung unserer „Denke“ die schönsten Sachen gar nicht möglich gewesen wären, in diesem, meinem (unserem) Leben. Wir gehen nicht mit unserem Glück hausieren, denn auch der glücklichste Mensch hat immer noch an irgendetwas zu knabbern. Unsere Zeitgenossen vergessen oft, dass hinter all‘ dem bescheidenen materiellen Wohlstand, zumindest bei uns, eine nicht kapitalbasierte Wertschöpfung steht. Wir haben für alle diese Dinge eine Vorleistung, in welcher Form auch immer, erbracht. Diese Aspekte werden bei der Bewertung und damit einhergehend, dem Hochkommen des besagten Neidgefühls oftmals gänzlich ausgeblendet. Jetzt, mit dem Erwerb eines Fahrzeugs Marke Porsche könnte uns auch der Bannstrahl all jener treffen, die jegliche Anschaffungen dieser Dimension bzw. Größenordnung tendenziell misstrauisch beäugen. Und hier handelt es sich um unser Drittfahrzeug, d.h., es ist ein Spaßmobil, ergo Luxus. Jawohl, dazu stehe ich. Und jedem, der es wissen möchte, werde ich, ohne jeglichen Rechtfertigungsdruck, erklären, dass dieses Automobil insgesamt günstiger ist, als unsere Familienkutsche aus WOB. Ich habe kein Problem mit Neidern. Jeder muss mit sich und den Dingen des Lebens klarkommen. Hilfe, über siebentausend Zeichen geschwallt, es reicht. Und hoffentlich nicht zu sehr „Off-topic“. Danke.
Ich freue mich auf unsere erste Ausfahrt, jedoch nicht in einem Eiskeller Deutschland, sondern wenn es geht, bei Sonne, blauem Himmel und zwanzig Grad. Man wird ja wohl noch ein bisschen träumen dürfen. Von Sonnenschein im Alter…
24.03.2013 – 08/033 Ein Kapitel in “Alter Sack, was nun?”
In diesem Beitrag geht es um Kester Schlenz‘ Lebenshilfe-Fibel „Alter Sack, was nun?“ (ISBN 978-3-8289-4208-0) und seine tiefschürfenden, aber nicht minder erkenntnisreichen Einlassungen zum Thema Harley, Porsche und Co. als spätpubertären Treibstoff durch die Midlife-Crisis, die uns Männer jenseits der Fünfzig früher oder später ereilt. Schlenz beleuchtet all die Dinge, die den durchschnittlichen Mid-Ager rund um die früher oder später einsetzende Krise, die der Autor als „Zweite Pubertät“ bezeichnet, ereilen, und greift auch das Thema „Merkwürdige Anschaffungen“ in einem Kapitel unter der Überschrift „Harley oder Porsche“ auf den Seiten 62 bis 67 auf.
Das soll keine Werbeschrift für dieses Buch werden. Im Gegenteil, als ich es vor knapp zwei Jahren zu meinem 52. Geburtstag von meiner Familie geschenkt bekam, war ich zunächst etwas gekränkt. Ich wusste und weiß, dass ich ein alter Sack bin, da muss ich das doch nicht noch in pseudo-literarischer Form unter die Nase gerieben bekommen. Das Buch lag dann auch ein paar Tage so auf meinem Nachttisch herum. Ich ignorierte es einfach. Dann erzählte ich einem Kollegen von dem „Geschenk“ und er meinte (auch ein Porsche-Fan, der bei seiner ersten Boxster-Fahrt vor Aufregung vergessen hat, die Handbremse zu lösen und sich wunderte, warum er nicht vom Fleck kommt), dieses Buch hätte ihm auch über so einige Sachen hinweg geholfen und es wäre wirklich humorvoll und lesenswert gleichermaßen. Also fing ich an es zu lesen. Der Rest ist schnell erzählt: in netto ca. vier Stunden hatte ich es verschlungen. Und danach ging es mir besser. Insbesondere das besagte Kapitel „Harley oder Porsche“ hatte es mir naturgemäß besonders angetan. Es hat überhaupt nichts mit Rechtfertigung zu tun, sondern einfach mit dem Recht und den Möglichkeiten, in diesem Alter gewisse Dinge zu tun, die den jüngeren Zeitgenossen bisweilen etwas „strange“ vorkommen. Da ich den „Einser“ nie gemacht habe, und mich auch nicht, wie ein guter Freund von mir (der den Boxster übrigens als Hausfrauen-Porsche bezeichnet, da er selbst vor zehn Jahren mal einen 996 sein eigen nannte), der Tortur des erneuten Führerscheinunterrichts inklusive dazugehörige Prüfungen unterziehen wollte, war für mich eh klar, welche Option ich im Falle des Falles ziehen würde. Übrigens habe ich das Büchlein als erstklassiges Männerversteher-Werk für Frauen identifiziert und es meiner Holden zur geflissentlichen Lektüre wärmstens ans Herz gelegt. Und: ich sage Euch, es hat gewirkt. Dafür danke ich Herrn Schlenz und meiner Familie (für das überaus wertvolle Geschenk) noch heute!
Alter Sack und Porsche, was spricht eigentlich dagegen? Nichts, aber auch gar nichts aus meiner Sicht. Der 911 ist über Fünfzig, ich bin über Fünfzig. Und der Boxster ist der legitime Nachfolger des legendären Fünffünfzig (550 Spyder). Passt! (Achtung: Pathos-Modus ein) Ich hoffe, für eine lange andauernde Freundschaft und Liebe. (Pathos-Modus aus)
25.03.2013 – 07/034 6 Tage und der Rest von heute ! Heute in einer Woche…
… ist dieser Blog Geschichte, und die lange Leidenszeit hat hoffentlich ein Ende. Sechs und der Rest von heute. Selten habe ich auf ein Osterfest und im Besonderen auf einen Ostermontag (1. April, hoffentlich ohne die gleichnamigen Scherze automobiler Art) hin gefiebert, wie in diesem Jahr. Ich muss auch zugeben, mir geht jetzt etwas die Puste aus, was meine Schreibmotivation betrifft. Wir wollen raus! Ich will Spaß, ich will Spaß, ohne viel Gas, ohne viel Gas. Cruisen, cruisen, cruisen heißt die Devise.
Ich denke, es ist jetzt an der Zeit, ein kleines Resümee zu ziehen. Ich hoffe, meine Berichterstattung hatte keine größeren Längen und hat die Leserschaft auch nicht allzu sehr gelangweilt. Ich bin weiterhin für jedes noch so kleine Feedback dankbar. Denn die Anerkennung durch Eure treue, tägliche Lektüre meiner geistigen Absonderungen ist für mich sehr, sehr wichtig, auch für zukünftige Berichterstattungen aus dem Alltag eines Infizierten.
Also ran an die Tastaturen und ein kurzes Feedback geschrieben. Ich danke Euch allen im Voraus recht herzlich dafür.
26.03.2013 – 06/035 Endspurt ! Noch 5 Tage und der Rest von heute !
Vor lauter Verzweiflung über meine Ungeduld und das extrem kalte Wetter, habe ich gestern angefangen, das Buch “TachoMan” noch einmal zu lesen. Keine Angst, ich bin hier nicht der verhinderte Porsche-Fahrer im literarischen Quartett, der bei jeder Gelegenheit eine auf Porsche-Literatur bezogene Kritik absondert. In dem Buch geht es ja auch um einen Gag-Schreiber, der sich einen Cayman kauft und damit durch Deutschland tourt. Ich werde auch wieder damit aufhören, denn es bestätigt lediglich die eigenen Erfahrungen, wenn man in einem Fahrzeug aus Zuffenhausen (oder Finnland) unterwegs ist.
Ich hoffe inständigst, dass wir am kommenden Montag das Dach aufmachen – okay, ich kann das Dach von unserem Scafo in jedem Fall aufmachen, ist nur die Frage, ob es bei schlechtem Wetter so spaßig ist – und ein bisschen Richtung Koblenz, vielleicht ans Deutsche Eck, cruisen können.
Leider muss ich mir jetzt auch recht zügig etwas wegen der fehlerhaften Dachschließung überlegen. Ich denke, ich werde mal im PZ Limburg vorsprechen und checken, ob die mir ein neues Dach verkaufen wollen, oder mir gescheit helfen können, und ggfs. dadurch einen neuen Kunden gewinnen. Wenn es bei uns in der Gegend keine Alternative gibt, werde ich wohl oder übel nach Overath zu Car-Passion fahren dürfen. Sind von uns aus hin und zurück fast 300 km. Aber vlt fahre ich die dann gemütlich über Land an einem schönen Frühlingstag im April, Mai oder Juni – oder Juli (?). Dieser vermaledeite Dachüberstand macht ja angeblich nix kaputt, aber es sieht nicht gut aus, und ich möchte in dieser Konfiguration nicht von einem Regenschauer überrascht werden. Anm. Ist zwischenzeitlich erledigt, mussten nur neue Gummis in der Dachkonstruktion installiert werden. Ging auf Garantie, wurde beim Sattler in Diez gemacht.
Jetzt lassen wir uns erstmal überraschen, was die versammelten Wetterfrösche für den kommenden Montag voraussagen. Auweia ! Bei DWD.de Temperaturvorhersage für Montag: bei uns maximal 8 (in Worten: Acht) Grad Celsius. Besser als Fahrenheit, aber das nützt nix an dieser Stelle.
Da hilft wohl nur beten. Petrus hilf, bitte!
27.03.2013 – 05/036 Noch 4 und der Rest von heute ! Immer noch erhöhter Puls ! Ich hatte ja von dem Buch “TachoMan” (Autor: Christian Eisert) erzählt. Der Protagonist erzählt von seinen Erlebnissen nach dem Erwerb eines Cayman S. Ein wichtiger Punkt in den ersten Tagen nach der Abholung in Bamberg: er spürt nichts, wenn er mit seinem Schnappi fährt. Der initiale Flash kommt bei ihm mit Verzögerung. Das kann ich von mir nicht behaupten. Meine Emotionen sind ständig präsent und am vergangenen Wochenende hatte ich wieder einmal einen erhöhten Puls, als ich daran dachte, dass ich jetzt einen Porsche besitze und ihn mir keiner mehr wegnehmen kann. Und wenn nichts dazwischenkommt, ich ihn fahren möchte, bis ich nicht mehr ohne fremde Hilfe ein- und/oder aussteigen kann. Ich liebe unseren Scafo inzwischen. Und wie in einem Forumsbeitrag geradezu enthusiastisch proklamiert wurde “…und ich freue mich noch jeden Tag, bei jeder Ausfahrt wie ein kleines Kind!” Bei mir ist es so ähnlich, wobei meine Gefühle noch verstärkt werden durch den Zustand der Vorfreude, der sich jetzt, wo es unaufhaltsam Richtung 1. April geht, durch eine ständige Präsenz in mir bemerkbar macht, und auf einem gleichbleibend hohen Niveau eingepegelt hat. Ich hoffe, diejenigen Mächte, die für unser Wetter zuständig sind, haben wenigstens ein bisschen Super Plus im Blut und lassen am kommenden Montag – gerne auch früher – nicht nur die Sonne scheinen, sondern verstecken allen Offenfahrern ein kollektives Osterei in Form von Temperaturen jenseits einer für alle erträglichen Untergrenze. Lasst es bitte Frühling werden !
30.03.2013 – 02/37 Wie es zu dem Namen Scafo kam… Scafo kommt aus dem Italienischen und heißt soviel wie Rumpf oder Boot(chen). Ich wollte meinen Boxsti nicht Boxsti oder Ferdi nennen. Aber ein Name, noch dazu ein origineller, ist nicht einfach zu finden für so eine „Blue Beauty“. Und es musste ein männlicher Name sein, denn es ist ein Porsche und keine Isetta… Es existiert ein Bild von dem Probefahrt-Termin in Gersthofen, auf dem aus der gewählten Perspektive von vorne links mein Porsche aussieht, also ein bisschen, wie so ein kleines Riva Retroboot aus den Sechzigern. Ich wollte dieses schöne Stück deutscher Ingenieurskunst aber auch nicht profan Boot oder Rumpf nennen. Denn ich finde, immer wenn ich mich Scafo nähere, habe ich das Gefühl eines langsam in mir hochkommenden italienischen Momentes. Eco, bei Leo.org nach der italienischen Übersetzung gesucht, und den Ausdruck Scafo gefunden. Perfetto, va bene bello Scafo mio! Ich hatte übrigens schon länger auf die Frage nach der Bedeutung von Scafo gewartet. Und das gab mir die Gelegenheit, den nächsten Blogeintrag zu verfassen. Danke der Nachfrage, lieber Schimp!
31.03.2013 – 01/038 Am Montag, dem 1. April 2013 ist meine persönliche Auferstehung (lieber Gott, ich weiß, DU verzeihst mir meine Blasphemie). DANN GEHT’S LOHOOOS !
01.04.2013 – 00/39 Ende des Blog-Buchs
It’s a beautiful day
The sun is shining,
I feel good
And no-one’s gonna stop me now, oh yeah
(Freddie Mercury)
Ich wollte eigentlich von Sonntag auf Montag um 0.00 Uhr die Garage öffnen und eine Runde fahren. Empfand das aber dann doch als etwas zu spät-pubertär und auch als Aprilscherz eher ungeeignet.
Ich war früh auf am Ostermontag und gar nicht wirklich müde, trotz der Umstellung auf Sommerzeit tags zuvor.
Ich wollte zunächst Brötchen holen fahren, und die Frage meiner holden Gattin, bei welcher Bäckerei, beantwortete ich lapidar: „Ist doch egal, der Weg ist das Ziel!“ Nachdem sie noch mal nachfragte, ob der Ernsthaftigkeit meines Vorhabens, verneinte ich natürlich. Ich werde doch unseren Scafo nicht als (Hier: Ostermontags-) Sonntagsbrötchenholfahrzeug missbrauchen. Nein, nein.
Nach dem Frühstück holte ich Scafo aus der Garage. Ich merkte, er freut sich auf seine bevorstehenden Auftritte. Denn anders ist es nicht zu nennen, was sich später dann bei uns im Ort so alles zutrug während der Vorbeifahrt mit unserem Porsche.
Ich stellte Scafo vor unserem Haus in der Morgensonne ab, und bat eine ganz besonders wertvolle Fracht, die schon darauf gewartet hatte, nun endlich mal einzusteigen: Meine Schwiegermutter, unsere Puma-Oma (meine Schwiegermutter fährt einen sportlich gestylten Ford Puma, deswegen der „Nick“).
Sie ließ sich das nicht zweimal sagen. Knapp fünfundsiebzig Lenze zählt sie, hat aber wirklich Benzin im Blut. Wir fuhren gemächlich los, ich wollte nach Limburg zum Tanken. Nachdem wir ca. neun Kilometer zurückgelegt hatten, konnte ich Scafo etwas freier laufen lassen. Über Geschwindigkeiten möchte ich hier nicht reden. Ich muss aber wieder und wieder betonen: es macht einfach Spaß, vom ersten bis zum letzten Meter.
Nach dem Tanken (1,709 für Super Plus, das muss noch günstiger werden!) fuhren wir den Elzer Berg einmal hoch und wieder runter. Wo es erlaubt ist, auch mit einer Geschwindigkeit jenseits von – nein, ich spreche nicht über Geschwindigkeiten, nur über Gefühle und Zustände. Die Mutter meiner besten Hälfte war einfach nur begeistert, in jeder Hinsicht. Nach einigen eher zufällig eingebauten Umwegen (O-Töne Schwiegermutter: „Warum fährst du denn jetzt hier lang?“) erreichten wir wieder unser Zuhause. Puma-Oma wollte eigentlich überhaupt nicht mehr aussteigen…
Nachmittags dann die nächste Tour mit meiner Frau, der besten Hälfte der Welt.
Erstmal bin ich gefahren. Eine schöne Strecke Richtung B260 („Bäderstraße“). Auf dem Rückweg sollte meine Holde das Steuer übernehmen.
Als wir Richtung Singhofen eine Serpentinenstraße befuhren, kamen von meiner Frau wieder die schon früher beschriebenen Geräusche und Bemerkungen. Ich konnte dieses Mal jedoch nicht anders, denn ein Mitsubishi mit Limburger Kennzeichen hatte es sich wohl zur Aufgabe gemacht, von seinem Familien-Van aus das Innenleben meiner Abgasanlage zu untersuchen. Ich musste doch etwas zügiger fahren, denn ich wollte den netten Zeitgenossen in seinem familientauglichen Japan-Import keinesfalls aufhalten. Aber ich durfte nicht, wie ich wollte – und Scafo gekonnt hätte. In Singhofen gab der blaue Nippon-Diamant aus Limburg auf – endlich.
Zwischenbemerkung: Ich muss an dieser Stelle einen ersten essentiellen Eindruck der bisher gefahrenen Kilometer wiedergeben. Und mich an diesen Umstand auch erst einmal gewöhnen. Von diesem, meinem Auto fühlt sich offensichtlich Jedermann (und selbstverständlich auch Jederfrau), unabhängig von dem ihm (ihr) zur Verfügung stehenden fahrbaren Untersatz, grundsätzlich und gnadenlos herausgefordert. Schon am Morgen hingen uns ständig in und um Limburg herum irgendwelche alte Corsas oder unkaputtbare Golf III unter dem Heckspoiler. Das war manchmal nahe an der Grenze zur Nötigung und ist wirklich gewöhnungsbedürftig. –
Zurück nach Singhofen, wo ich inzwischen an einem zentralen Plätzchen gewendet hatte, den Blinker setzte, rechts heranfuhr, den Hebel auf „P“ stellte, mich abschnallte und gleichzeitig meine Liebste aufforderte, es mir nachzutun und jetzt mal selbst ans Steuer zu kommen. Ich ließ die doch eher schwachen Proteste erst gar nicht groß aufkommen, wusste ich doch genau, dass mein Frauchen unseren Scafo auch gerne besser kennenlernen mochte. Okay. Nicht lange gefackelt, Platztausch vollzogen, Sitz und Spiegel eingestellt, und los ging’s. Erst vorsichtig und etwas verhalten, dann kecker und selbstbewusster. Und nach fünf Kilometern und zwei Ortschaften weiter, wurde schon im Scheitelpunkt der Kurven Gas gegeben und nicht wie vorher erst bei der Ausfahrt. Und ich sage Euch, es machte mir ebenfalls großen Spaß, dass es meiner „Chefin“ ebenfalls Freude bereitete, unseren Scafo zu bewegen.
Waren es am Morgen noch minus 2, hatten wir am Nachmittag Temperaturen über Null. Die Sonne schien und langsam wurde es warm in unserem flotten Bootsrumpf aus Zuffenhausen. Ich konnte mir eine in etwa Vorstellung davon machen, wie sinnlich es sein würde, mit diesem wunderbaren Fahrzeug bei schönem Wetter offen über Land zu cruisen. Ich freue mich so darauf!
Zu Hause wieder angekommen, blieb meine Frau einfach kleben in Ihrem Sitz, will sagen, sie wollte da nicht mehr weg…
Ich also flugs meine Tochter zu einer weiteren kleinen Spritztour mit Mama und Scafo gerufen. Nur wenige Momente später fuhren meine beiden Mädels davon und ich hatte einen ansatzweisen Eindruck von dem Sound, als Scafo mit einem kurzen Gasstoß um die nächste Kurve gelenkt wurde. Ich brauche keine Klappenanlage und Scafo auch nicht. Der Sound ist einfach nur geil.
Zwanzig Minuten später fuhr ich noch eine schnelle Runde mit meinem Sohnemann, dem es auch sichtlich gefiel, wieder mal Porsche mitfahren zu dürfen.
Die Reaktionen in unserem Ort auf den Auftritt von Scafo gingen von einem scheinbar ungläubigen Nichterkennen der Insassen, einhergehend mit gleichzeitigem, angedeutetem bzw. abgebrochenem (Zurück-) Winken, bis zu dem völligen Entgleiten der Gesichtszüge. Einfach interessant und wirklich spannend, wie die Leute darauf reagieren, dass jetzt langsam die Stellplätze bei uns knapp werden…
Aber daran werden wir uns gewöhnen und unsere Mitmenschen sicher auch – über kurz oder lang.
– The End –